Erste
Woche: 12.02.2025 bis 15.02.2025
Dienstag, der
11.02.2025
Seit Tagen fiebere
ich dem Tag der Einweisung in die Klinik entgegen. Morgen um 9:00 Uhr
ist es so
weit.
Wie schon in den letzten Tagen bin ich aufgeregt, nervös und
voller Ängste. Alles,
was das Arsenal an Befürchtungen hergibt.
Es gehen mir wieder tausend Gedanken durch den Kopf. Es stellen sich,
wie so
oft, Fragen wie zum Beispiel: Was erwartet mich? Was passiert dort mit
mir? Wer
sind meine Mitpatienten? Wer die Therapeuten? Werde ich das Ganze
durchhalten?
Was jedoch jetzt schon sicher ist: Es wird eine unruhige Nacht werden.
Mittwoch, der
12.02.2025
Ich bin sehr früh
wach und habe hohen innerlichen Stress. Wie erwartet, war die Nacht von
Unruhe,
Anspannung und Nervosität geprägt. Noch immer drehen sich die
Gedanken im Kreis
und versuchen verzweifelt, die bevorstehende Situation mit dem
Klinikaufenthalt
zu verarbeiten.
Zeitig mache ich mich
auf den Weg ins Klinikum, denn um 9:00 Uhr sollte ich vor Ort sein. Die
Klinik
ist eine halbe Autostunde von zu Hause entfernt, sozusagen nicht weit
und
ideal, um die Therapie als Tagespatient durchzuführen.
Der Empfang ist
freundlich, herzlich und nett. Die Aufregung legt sich ein wenig, und
dennoch
pocht mein Herz bis in den Hals.
Auch wenn heute nur
Formalitäten erledigt werden und eine Einführung in den
Klinikalltag sowie die
Regeln für Tagespatienten erfolgt, stellt sich immer wieder die
Frage: „Was
erwartet mich hier?“
Ich erhalte außerdem
den Therapieplan für die folgenden drei Tage. Ziemlich vollgepackt!
Nebenbei erfahre ich,
dass die Therapiezeiten auch den ganzen Samstag umfassen. Kurz gesagt:
Es ist
eine Sechstagewoche, die täglich um 8:00 Uhr beginnt und
um 16:00 Uhr endet.
Empfohlen wird, die
therapiefreie Zeit mit handwerklichen Arbeiten (Malen, Schnitzen,
Töpfern) in
der Werkstatt oder mit Gesprächen und Freizeitaktivitäten
(z. B. Billard) mit
Mitpatienten zu verbringen.
Nach all dem finde
ich mich im Bereich für Tagespatienten ein. Ich könnte mich
nun mit
Mitpatienten unterhalten, doch danach ist mir gar nicht zumute. Ich
will nur
meine Ruhe. Also verziehe ich mich für den Rest des Tages in den
Ruheraum, um
zu schlafen.
Schnell ist es 16:00
Uhr, und ich darf nach Hause fahren. Ich bin sehr müde, denn es
waren heute zu
viele neue Eindrücke und Informationen, die ich erst einmal
verarbeiten muss.
Donnerstag, der
13.02.2025
Ich ging am Vorabend
sehr früh ins Bett und schlief durch bis heute Morgen. Das
Aufstehen fällt mir
jedoch schwer, denn noch immer spüre ich die Anstrengungen von
gestern in
meinem Körper. Hinzu kommt die Anspannung vor dem ersten
eigentlichen
Therapietag, der um 8:00 Uhr beginnt.
Der erste Termin
steht an: ein Gespräch mit meiner persönlichen Therapeutin
zum gegenseitigen
Kennenlernen.
Wieder kreisen
unzählige Fragen in meinem Kopf: Wer ist sie? Wie ist sie? Werde
ich ihr
vertrauen können? Werde ich mich ihr gegenüber öffnen
können?
Doch meine Aufregung
und Anspannung sind unbegründet. Ich fühle mich von Anfang an
wohl und komme
gut mit ihr zurecht. Dieser Termin vergeht schnell, und ich fühle
mich fast
entspannt. Wie auch schon in den
Wochen zuvor stelle ich fest, dass Gespräche mit jemandem sehr
guttun.
Nach dem gemeinsamen
Mittagessen findet die erste sogenannte „Kerngruppe“ statt.
Zur Erklärung: Die
Kerngruppe ist eine Therapiesitzung in einer Gruppe mit maximal
zwölf Patienten
unter der Leitung von zwei Therapeuten.
In dieser Sitzung
wird das Thema entweder von den Patienten eingebracht oder ergibt sich
aus den
Erzählungen der Gruppe. Es wird versucht, durch gemeinsame
Erörterungen und
Gespräche Hilfe für den jeweiligen Erzähler zu bieten.
Das heutige Thema ist
sehr traurig und emotional, was meinen Gemütszustand im Laufe der
Sitzung
deutlich verschlechtert. Ich versuche anschließend, durch
Gespräche mit
einzelnen Gruppenmitgliedern das Erlebte aufzuarbeiten, was mir jedoch
nur
mäßig gelingt.
So geht der erste
richtige Therapietag in der Klinik zu Ende. Es war ein anstrengender
Tag.
All die Eindrücke,
die Gespräche, sowohl im Einzel- als auch in Gruppensitzung, sowie
die
Verarbeitung dieser Erlebnisse sind sehr kräftezehrend und
ermüdend.
Wie auch am Vortag
gehe ich sehr früh und müde ins Bett.
Freitag, der
14.02.2025
Ich bin sehr früh
aufgestanden. Ich habe mir vorgenommen, das Frühstück
gemeinsam mit den
Mitpatienten in der Klinik einzunehmen.
Eine gute Entscheidung, denn die gemeinsame Zeit beim
Frühstück bringt uns
persönlich näher. Die Gespräche am Morgen helfen mir und
tun mir gut. Ich werde
das Beibehalten.
Am Vormittag findet noch eine kurze Einführung in die Werkstatt
und die
Freizeiträume statt.
Wie bereits erwähnt, kann man sich hier in der therapiefreien Zeit
mit allerlei
Tätigkeiten beschäftigen.
Ich für meinen Teil habe entschieden, dass ich wieder mit dem
Zeichnen anfangen
möchte. Vielleicht werde ich versuchen, die Zeichnungen auch zu
colorieren bzw.
auszumalen.
Am Nachmittag ist die
erste Musiktherapie. Diese Musiktherapie ist doch sehr esoterisch
belastet, was
mir so gar nicht passt. Es ist für mich im Moment jedenfalls nicht
greifbar, wo
der Zusammenhang zu meinem Zustand ist und doch sehr weit weg von
meinem
Verständnis. Es werden die Sinne tasten, hören, sehen und
fühlen angesprochen.
Der Versuch diese Sinne bei mir anzusprechen, führen bei mir zu
Unverständnis
und Verwirrung. Bei anderen wirkt sie sich wiederum sehr emotional aus
und
beginnen zu weinen. Alles in allem eine sehr suspekte, aber auch
interessante
Sache. Da diese Musiktherapie knappe 3 Stunden geht, ist
anschließend auch
schon der zweite Therapietag zu Ende.
Samstag, der
15.02.2025
Der Schlaf und die Müdigkeit
sitzen mir noch tief in den Augen, als ich mich auf den Weg in die
Klinik
mache.
Auf dem Terminplan steht um 8:00 Uhr die erste Testung an. Eine Testung
dient
der Feststellung und Dokumentation des psychischen Ist-Zustandes zu
Beginn der
Therapie. Es wurde gesagt, dass im Laufe des Aufenthalts noch weitere
Testungen
folgen werden, um mögliche Veränderungen festzustellen.
Trotz der Müdigkeit geht es mir gut. Der Stress der letzten Tage
ist nur noch
leicht vorhanden. Ich habe das Gefühl, so langsam in der Klinik
angekommen zu
sein.
Über diesen Samstag gibt es ansonsten nicht viel zu berichten.
Neben den
Testungen findet am Nachmittag noch eine zweistündige Wanderung
durch die
Wälder des Ortes statt, gefolgt von einer Einheit progressiver
Muskelentspannung (PME).
Die Wanderung bringt Ruhe in meine Gedanken, der Kopf wird frei.
Allerdings
macht mir der Rücken Probleme. Beim nächsten Mal werde ich
Walkingstöcke zur
Unterstützung mitnehmen.
Obwohl es noch nicht ganz 16:00 Uhr ist, ist der Tag für mich
beendet und ich
kann nach Hause fahren, um das Wochenende zu genießen.
Zweite Woche: 17.02.2025 bis 22.02.2025
Montag, der
17.02.2025
Das erste Wochenende
seit meiner Aufnahme in der Klinik liegt hinter mir. Ich bin
ausgeschlafen,
mein Kopf ist klar, und insgesamt geht es mir gut.
Der Therapietag beginnt um 9:00 Uhr mit einer Entspannungstherapie.
Damit ist
der Vormittag auch schon ausgefüllt. Nach dem Mittagessen um 13:00
Uhr steht
ein Spaziergang bis zur Visite um 15:30 Uhr auf dem Plan.
Bei der Visite mit dem Chefarzt gibt es nicht viel zu berichten. Ein
kurzes
"Hallo" und gegenseitiges Kennenlernen. Das war’s.
Nach 16:00
Uhr mache
ich mich auf den Heimweg.
Dienstag, der
18.02.2025
Ich habe gut
geschlafen und fühle mich erholt.
Heute steht ein Einzelgespräch mit meiner persönlichen
Therapeutin an. Ich
frage mich: „Was erwarte ich von ihr?“ Wird sie versuchen,
in meine
Gedankenwelt vorzudringen und mir helfen, Erlebtes zu verarbeiten?
Meine vielschichtigen Probleme haben ihren Ursprung in
meiner Kindheit und der damaligen familiären Situation.
Die Erziehung und Prägungen jener Zeit führten dazu, dass ich
Schutzmechanismen
entwickelte, die bis heute mein Leben im Alltag prägen. Über
die Jahre wurden
diese Schutzmauern perfektioniert. Nun geht es darum, sie schrittweise
abzubauen und aufzulösen.
Das Gespräch ist sehr aufwühlend, verwirrend und begleitet
von Tränen. Die
Verarbeitung wird anstrengend und bedrückend, aber gleichzeitig
auch spannend
und lehrreich.
Mit diesen Eindrücken
gehe ich in die Kerngruppe.
Da ich heute ein eigenes Thema einbringe, ist die Sitzung erneut sehr
anstrengend und emotional aufwühlend. Doch die Erfahrungen und
Ratschläge der
anderen Patienten helfen mir, neue Perspektiven zu entwickeln und erste
Ansätze
für die Verarbeitung zu finden. Immer dienstags ist am Abend noch
Qigong im
Plan. Das werde ich mitmachen.
Ich bin
völlig
erschöpft und müde.
Mittwoch, der
19.02.2025
Insgesamt geht es mir
gut. Damit auch das körperliche Wohlbefinden nicht
vernachlässigt wird, erfolgt
jeden Mittwoch vor dem Frühstück eine Gewichtskontrolle.
Über das Ergebnis
schweige ich lieber, nur so viel: Es ist zu viel. Dem Übergewicht
soll ein einstündiger Spaziergang nach dem Frühstück
entgegenwirken. Hoffentlich zeigt die langfristige Wirkung.
Da heute
viele
Freiräume zwischen den Terminen sind, nutze ich die Zeit, um mein
Vorhaben
umzusetzen. Ich beginne, eine Zeichnung auf Leinwand zu übertragen
und zu
colorieren.Das Übertragen und
Malen gelingen besser als erwartet. Der Himmel ist schon geschafft!

Nun muss
ich eine Pause einlegen, denn die nächste Musiktherapie steht an.
Allein der Gedanke daran bereitet mir Unbehagen. Ich möchte mit
meiner
Therapeutin besprechen, ob ich künftig auf die Musiktherapie
verzichten kann. Mir fehlt der Zugang dazu; ich kann mich einfach nicht
öffnen.
Ich überstehe die Einheit, doch sie bleibt mühsam.
Donnerstag, der
20.02.2025
Ich hatte eine
unruhige Nacht, und meine Stimmung ist etwas gedämpft. Trotzdem
freue ich mich
auf das Einzelgespräch mit meiner Therapeutin.
Bei jedem Gespräch gewinne ich neue Erkenntnisse über mich
selbst. Besonders die analytischen Rückmeldungen der Therapeutin
öffnen mir die Augen:
Ich beginne zu verstehen, warum ich in bestimmten Situationen heftig
reagiere
und wie diese Reaktionen mit alten Denkmustern verknüpft sind.
Der ständige Kampf, die Schutzmechanismen nach außen
aufrechtzuerhalten, kostet
enorme Kraft und schwächt den Körper.
Doch es sollte kein Kampf sein. Veränderungen in der
Herangehensweise, Geduld,
Übung und Verständnis könnten auf Dauer zu mehr
Ausgeglichenheit führen.
Das Gespräch war wieder sehr aufschlussreich und ermutigend.
Nach einer
kurzen
Pause geht es in die Kerngruppe.
Ich bringe heute ein Thema ein: Panikattacken in Menschenmengen oder
unübersichtlichen Situationen, z.B. beim Einkaufen.
Es tut gut zu hören, dass auch andere Patienten ähnliche
Erfahrungen gemacht
haben.
Manche versuchen, sich abzulenken, etwa mit einem Stressball.
Zudem wurde darauf hingewiesen, dass solche Attacken auch eine
Nebenwirkung von
Psychopharmaka sein können. Solange sie sich nicht häufen,
sollte man ihnen
nicht zu viel Raum geben.
Erfreulich: Seit
meinem Klinikaufenthalt sind keine Panikattacken mehr aufgetreten.
Freitag, der
21.02.2025
Nach einer ruhigen
und erholsamen Nacht komme ich gut in der Klinik an.
Um 9:00 Uhr steht Rückengymnastik auf dem Plan. Eine
Aktivität, auf die ich
"sehnsüchtig" gewartet habe (Ironie Ende).
Noch immer
beschäftigt mich die Entscheidung, heute der Musiktherapie
fernzubleiben.
Wie wird meine Absage aufgenommen? Wird es Nachfragen geben, die mich
verunsichern? Diese Gedanken begleiten mich.
Die Stunde rückt näher. Ich spreche die
Absage aus. Und was passiert?
Nichts. Keine Nachfrage, keine Rechtfertigung nötig. Alles bleibt
ruhig, was mich sehr erleichtert. So einfach kann es manchmal sein!
Den
restlichen Tag
verbringe ich damit, zu zeichnen und Musik hören
Ich kann mich sammeln und wieder zur Ruhe kommen.
Samstag, der
22.02.2025
Es geht mir gut, der
Tag kann beginnen.
Der Vormittag ist therapiefrei. In der Tagesklinik
beginnen wir, ein Puzzle mit 1000 Teilen zu legen, eine entspannte und
gesellige Aktivität.
Am Mittag steht nur eine Wanderung sowie eine Einheit progressiver
Muskelentspannung (PME) auf dem Programm.
Die Zeit
bis zum Mittag vergeht wie im Flug.
So geht es
ruhig und
entspannt ins Wochenende.
Am Abend besuche ich noch das „Guggentreffen“ im Ort.
Dritte Woche
24.02.2025 bis 01.03.2025
Montag, der
24.02.2025
Nach einem erholsamen
und faulen Wochenende bin ich fit und mache mich auf den Weg in die
Klinik.
Ein neuer
Therapiepunkt mit dem Thema „Soziale Kompetenz“ steht auf
dem Plan. Diese
Therapiegruppe widmet sich der Aufgabe, verschiedene Typen von
Personen, ihre
Eigenschaften und Verhaltensweisen zu erkennen und zu lernen, in der
Kommunikation angemessen zu agieren oder zu reagieren. Ebenso geht es
darum,
die eigene Stimmung und Emotionen einzuordnen, um daraus zu lernen und
damit
arbeiten zu können.
Interessant ist es,
sich selbst zu beurteilen und einzuordnen. Für heute war es das
mit der Therapiestunde „Soziale Kompetenz“. Nächste
Woche geht es weiter.
Um das
Ganze sacken
zu lassen, folgt ein einstündiger Spaziergang.Danach steht die
Visite an. Auch hier gibt es heute nichts Besonderes zu berichten.
Dienstag, der
25.02.2025
Wie jeden Dienstag
stehen heute wieder das Einzelgespräch mit der Therapeutin und die
Kerngruppe
auf dem Terminplan. Es zeigt sich, dass die Gespräche, sowohl im
Einzelnen als
auch in der Gruppe, für mich den größten Sinn ergeben
und mir die meiste
Energie geben.
Es wird über allerlei
Früheres und die jetzige Zeit gesprochen. Dabei kommen wir auf die
innere Wut
zu sprechen, die in mir aufkommt, wenn ich von jemandem abgewertet
werde oder
meine Meinung keinen Platz findet. Solche Situationen sind mir
besonders aus
der Arbeitswelt bekannt, und bisher hatte ich keine Lösung
dafür.
Da das Thema sehr
komplex ist, wird es auf die nächste Einzelsitzung vertagt.
Nach einer kurzen
Pause geht es in die Kerngruppe. Zunächst wird die letzte Sitzung
mit dem Thema
Panikattacken kurz nachbearbeitet. Danach folgt eine Diskussion, wie
die Gruppe
reagieren sollte, wenn ein Mitglied versucht, die Kontrolle über
das Gespräch
zu übernehmen.
Persönlich macht mich
solches Verhalten wütend. Die Gruppe einigt sich darauf, die
betroffene Person
vorsichtig darauf hinzuweisen und dann wieder zum ursprünglichen
Thema
zurückzukehren.
Beim Verlassen
vertiefe ich mich noch in ein intensives Gespräch mit einer
Mitpatientin über
sie, über mich, über die Zeit hier und danach.
Das Gespräch wühlt
mich sehr auf. Ich freue mich auf zuhause, doch zuerst ist noch Qigong.
Mittwoch, der
26.02.2025
Heute geht es mir
nicht besonders gut. Das Gespräch von gestern beschäftigt
mich weiterhin, und
meine Gedanken sind wirr. Ich versuche durch Atemübungen, mich zu
beruhigen,
was aber nur mäßig gelingt.
Eine Mitpatientin
wird heute herzlich und liebevoll verabschiedet. Es ist schön zu
sehen, wie
sich die Gemeinschaft gefestigt hat.
Danach steht ein
2,5-stündiger Spaziergang auf dem Programm.
„Ein Spaziergang am
Morgen vertreibt Kummer und Sorgen“ mal sehen, ob es sich
bewahrheitet.
Nach dem Spaziergang
sind die Gedanken etwas geordneter, aber das gestrige Gespräch
lässt mich nicht
ganz los. Ich nehme mir vor, dies in der nächsten Einzelsitzung
anzusprechen.
Nach dem Mittagessen
folgt die Musiktherapie. Ich habe mir vorgenommen, daran teilzunehmen,
in der
Hoffnung, die Gedankenkarusselle zu bremsen.
Die Aufgabenstellung
in der Musiktherapie lautet, sich einen geschützten
Wohlfühlraum vorzustellen
und sich an schöne Momente der Kindheit zu erinnern.
Währenddessen brechen
bei mir völlig unerwartet Tränen aus, die sich zu einem
Weinkrampf verstärken.
Die Therapeutin hilft mir, mich zu beruhigen.
Was der genaue
Auslöser war, ist mir noch unklar, aber vermutlich sind es die
Erinnerungen an
die Kindheit insgesamt.
Auch dieses
Erlebnis
werde ich mit meiner Therapeutin besprechen.
Es ist der heftigste
Tag meines bisherigen Aufenthalts. Ich bin völlig erschöpft
und gehe früh zu
Bett.
Donnerstag, der
27.02.2025
Die Nacht war
unruhig, und ich fühle mich nicht besonders gut. Der Weinkrampf
von
gestern hat mich emotional zurückgeworfen.
Ich hätte das Thema
gern sofort mit meiner Therapeutin besprochen, doch das nächste
Gespräch ist
erst am Dienstag möglich.
Heute wird ein
weiterer Patient aus der Tagesklinik entlassen, ein lieber Mensch, den
ich
vermissen werde.
Die Kerngruppe
verläuft ruhig und ohne Besonderheiten.Leider bin ich immer noch
sehr angespannt.
Um mich wieder zu
stabilisieren, gehe ich in die Werkstatt und male an meinem Bild weiter.
Am Nachmittag folgt
die nächste Therapiestunde „Soziale Kompetenz“.
Das Thema ist heute
Mimik und Gestik in der Kommunikation. Ein hochinteressantes Feld.
Mimik und Gestik
können Zweifel oder Unsicherheiten im Gespräch oft
auflösen oder überdecken.
Da heute
„Schmutziger
Donnerstag“ ist, gönne ich mir am Abend ein bisschen
Fasnacht.
Freitag, der
28.02.2025
Ich hatte eine ruhige
Nacht und bin insgesamt ausgeglichen.
Da heute Rückengymnastik
ansteht, hoffe ich auf weitere Entspannung. Und es gelingt.
Für die freie Zeit am
Vormittag hatte ich mir vorgenommen, an meinem Bild weiter zu malen,
bleibe
aber an einem Puzzle hängen, das ich mit einem Mitpatienten
bearbeite.
Am Nachmittag um
13:00 Uhr beginnt die Musiktherapie. Die Erinnerungen an
die letzte Sitzung sind präsent, aber ich zwinge mich, ruhig zu
bleiben.
Im Moment gelingt es
mir.
Samstag, der
29.02.2025
Mir geht es weiterhin
gut, die Gedanken sind geordnet.
Heute beginnt der Tag,
anders als sonst, mit einer Musiktherapie, statt mit Freizeit oder
Wanderung.
Die Musiktherapie ist
heute schwer zu greifen, aber ich lasse es an mich heran.
Ich merke langsam,
dass diese Therapie etwas in mir verändert, auch wenn ich es noch
nicht genau
benennen kann. Geduld ist gefragt.
Die anschließende
Wanderung ist lang, gibt mir aber Kraft und befreit meinen Kopf von
wirren
Gedanken.
Nach der PME geht es
ins verdiente Wochenende und an die Fasnacht!
Vierte Woche 03.03.2025 bis 08.03.2025
Montag, der
03.03.2025
Obwohl Fasnacht ist,
war mein Wochenende ruhig und erholsam.Ich bin guter Dinge
und bereit, in die vierte Therapiewoche zu starten.
Wenn ich so darüber
nachdenke: Die Zeit rennt.
Um 10:30 Uhr trifft
sich die Narrenschar der Klinik zur Therapiestunde „Soziale
Kompetenz“.
Heute geht es darum,
das „Nein-Sagen“ zu üben. Gerade bei
depressiven Patienten ist es oft ein Problem, keine Grenzen zu setzen,
aus
Angst, andere zu enttäuschen, was dann wiederum zu
Überforderung und Frust
führt. Für mich ist diese
Erkenntnis heute sehr wichtig.
Da
Rosenmontag ist,
endet der Therapietag nach dem Mittagessen.
Freizeit! Es geht ab
nach Hause.
Dienstag, der
04.03.2025
Mir geht es heute Morgen nicht gut. Ich bin nervös und angespannt.
Einen Grund
für meinen Zustand kann ich nicht ausmachen. Ich werde mich in der
Werkstatt
mit Malen beschäftigen. Das Malen und Fertigstellen meines Bildes
ändern bis
zur Kerngruppe nichts an meiner inneren Anspannung.

Die
Kerngruppe
verläuft aus meiner Sicht angespannt und hektisch. Der Grund
dafür ist eine
Mitpatientin, die durch ihr Verhalten Unruhe verbreitet. Das tut mir
nicht gut,
denn ich merke, dass mich das noch mehr belastet.
Zum Glück steht am Nachmittag
noch eine Einzeltherapie an. Hoffentlich bleibt dabei Zeit, die
zurückliegenden
Ereignisse zu besprechen.
Zu meinem Erstaunen
wird die heutige Sitzung von einer Vertretungstherapeutin
übernommen. Die
Klinik hat hier eine gute Wahl getroffen, denn ich fühle mich von
Anfang an
sehr wohl und gut betreut. Wir besprechen meine
familiären Verhältnisse und erstellen eine Art
Familienstammbaum, um die
Beziehungen der einzelnen Personen zueinander darzustellen. Ebenso
sprechen wir
über Erlebnisse und Momente, die sich tief in mein Gedächtnis
eingebrannt haben.
Sowohl positive als auch negative. Bei manchen Geschichten ist die
Therapeutin
erschrocken, wie lange gewisse Dinge von meinem Umfeld und meiner
Familie
verschwiegen wurden.
Leider ist die Zeit
für heute zu Ende. Die Therapeutin verspricht mir jedoch, dass wir
übermorgen
in der nächsten Sitzung weitermachen werden.
Nach Qigong
geht der
Tag in der Klinik zu Ende. Ich tue mir etwas Gutes und gehe zur
Fasnacht- Verbrennung
ins Dorf.
Mittwoch, der
05.03.2025
Schlecht geschlafen,
mit Anspannung, Nervosität und wirren Gedanken bin ich in der
Mitte der vierten
Therapiewoche angekommen. Der morgendliche Spaziergang soll helfen.
Bewegung
und frische Luft lenken ab und tun gut. Zumindest hoffe ich das.
In der Klinik
angekommen, fällt mir ein, dass heute Mittwoch ist: der Tag des
Wiegens.
Was sagt die Waage?
Ich habe zugenommen! Zum Glück noch keine dreistellige Zahl.
Nach dem Frühstück
geht es auf einen einstündigen Spaziergang. Danach kehrt etwas
Ruhe in mein
Gemüt ein. Die Anspannung und Nervosität sind kaum mehr
vorhanden. Zur weiteren
Entspannung gehe ich in die Werkstatt und male.
Ich bin
gespannt, was
die heutige Musiktherapie bringt. Auch wenn es von außen
vielleicht nicht so
aussieht, mittlerweile mache ich das wirklich gerne.
Denn wenn man sich darauf
einlässt, bewirkt es etwas Positives. Die heutige Sitzung
ist vom Thema "Fühlen" geprägt. Aufgabe ist es, mit
geschlossenen
Augen die Umwelt, die Gedanken und das eigene Innere wahr zunehmen
anschließend
in Worte zu fassen. Natürlich wieder begleitet von Musik. Musik
ist
Geschmackssache, und heute trifft sie leider nicht meinen Geschmack,
was es mir
schwer macht, mich darauf einzulassen. Auch wenn es heute
nicht gelungen ist, mich zu öffnen, geht es mir trotzdem gut. Die
Anspannung
und Nervosität sind verschwunden.
Den Rest
des Tages
verbringe ich beim Puzzeln.
Donnerstag, der
06.03.2025
Ich stehe früh auf.
Es geht mir gut, meine Gedanken sind aufgeräumt und entspannt. Ich
bin bereit
für den neuen Tag.
Nach dem Frühstück
startet die Therapiestunde „Soziale Kompetenz“. Wieder geht
es um das Thema
„Nein-Sagen“, diesmal in Form von Rollenspielen. Im
Rollenspiel funktioniert es
gut, ob es im echten Leben auch so einfach sein wird, wird sich zeigen.
Uns
wird geraten: üben, üben, üben.
Danach noch ein
bisschen puzzeln, Mittagessen, und schließlich Einzeltherapie.
13:10 Uhr:
Einzeltherapie. Immer noch mit der Vertretungstherapeutin. Wie
versprochen, schließen wir an die letzte Sitzung an. Wir sprechen
erneut
über die familiären Verhältnisse und wie die Charaktere
im Umfeld eine Person
prägen können. Es ist spannend zu erfahren, welchen starken
Einfluss das haben
kann.
Immer noch gilt bei mir,
die erlernten Schutzmechanismen und Denkmuster schrittweise abzubauen
und zu
korrigieren. Etwas, das ich in der Musiktherapie bereits erfahren habe.
Die Stunde vergeht
schnell, und ohne Pause geht es direkt in die Kerngruppe.
Thema der heutigen Kerngruppe: Wie geht man
damit um, wenn jemand versucht, Verhalten, Rede oder Handeln in einem
Gespräch
zu beeinflussen oder zu kontrollieren?
Eine Lösung ist, die
direkte, klare Ansprache und das Setzen von Grenzen.
Ein weiterer
Therapietag geht zu Ende. Es war anstrengend, aber auch aufschlussreich.
Freitag, der
07.03.2025
Ausgeschlafen? Nein!
Klare Gedanken? Fast!
Allgemeine Stimmung?
Gut!
Ich stelle für mich
fest: Die Zeit in der Tagesklinik zehrt enorm an der Substanz.
Die intensiven
Ereignisse und Gespräche fordern viel Energie.
Am Morgen steht außer
einer kurzen Gymnastikrunde nichts an. Also nutze ich die Zeit zum
Malen und
arbeite an meinem Bild weiter.
Am
Nachmittag gibt es
wieder Musiktherapie. Wir sind nur zu dritt, darum wird heute vor allem
geredet. Es passiert nichts Außergewöhnliches mehr.
Samstag, der
08.03.2025
Ausgeschlafen und
guter Dinge fahre ich in die Klinik.
Da ich heute Morgen
keine Termine habe, nehme ich mir gemeinsam mit einem Mitpatienten ein
2500-Teile-Puzzle vor.
Wie jeden Samstag ist
auch heute Wandertag. Die zwei Stunden fallen mir zunehmend leichter.
Zudem
habe ich festgestellt, dass ich keine Rückenschmerzen mehr habe.
Wahrscheinlich
wegen der Wanderstöcke.
Der Kliniktag und die
Woche enden. Ich freue mich auf den Abend: Meine Frau und ich treffen
uns mit
meinem Cousin und seiner Frau zum Essen.
Fünfte
Woche: 10.03.2025 bis 15.03.2025
Montag, der
10.03.2025
Der Samstagabend war
schön. Es wurde spät, sodass der Sonntag eher ruhig verlief.
Nichts Besonderes
zu berichten.
Dank der Ruhe am
Sonntag verlief auch die Nacht ruhig. Ich bin ausgeruht und bereit
für die
fünfte Therapiewoche.
Während der Fahrt in
die Klinik geraten meine Gedanken plötzlich durcheinander. Der
Grund ist mir
nicht klar. Ich versuche, mich zu beruhigen.
Nach einem schnellen
Frühstück startet die Therapiestunde „Soziale
Kompetenz“. Es kommt zu einem
Disput unter den Patienten.
Zum Schutz aller gehe ich nicht näher auf Details
ein. Nach dieser Auseinandersetzung ist an eine geordnete Fortsetzung
der
Stunde nicht zu denken.
Der Vorfall
beschäftigt mich doch sehr. Ich bin angespannt und wüten.
Auch der Spaziergang
vor der Visite bringt keine Besserung.
Ich werde
versuchen,
am Abend zu Hause etwas zu entspannen und das Erlebte zu verarbeiten.
Dienstag, der
11.03.2025
Der Versuch, die Ereignisse zu verarbeiten, ist gescheitert. Ich habe
schlecht geschlafen und bin müde.
In der Früh
beginnenden Kerngruppe geschieht genau das, was wir bereits in einer
anderen
Runde thematisiert hatten: Eine Person übernimmt mit ihrer
Erzählung die
Kontrolle über das Gruppengeschehen. Die Stimmung wird ruhig und
verschlossen. Ich habe das Gefühl, dass die Geschichte dieser
Person nicht ganz der Realität entspricht,
sondern bewusst dramatisiert wird, um Aufmerksamkeit zu erlangen. Das
verwirrt und macht mich innerlich wütend..
Ob ich mit meiner Einschätzung allein bin? Nach der Sitzung mache
ich einen Spaziergang mit einer Mitpatientin. Ich
komme darauf zu sprechen. Auch sie empfand die Erzählung als
eher unglaubwürdig, und mißt dem Ganzen keine Bedeutung bei.
Jetzt, nach diesem
Gespräch, geht es mir besser.
Auch ich beschließe, der Situation in der Kerngruppe keine
Priorität mehr
einzuräumen. Ich hake sie ab und vergesse sie.
Nach Qigong
geht es
auf dem Heimweg besuche ich noch kurz einen alten Schulfreund. Das wird
bestimmt spannend.
Mittwoch, der
12.03.2025
Schlecht geschlafen
und Hundemüde. Die geplante Wanderung fällt dem Regen zum
Opfer. Es wurde
kurzerhand eine Muskelentspannungsrunde eingelegt und gezeigt, wie man
mit
Bällen oder Rollen insbesondere die Füße oder auch
Muskeln lockern kann und zur
Entspannung findet.
Wie jeden Mittwoch
ist auch heute die die Musiktherapie am Start. Es ist immer wieder
erstaunlich,
was die passende Musik mit dem Geist in einem macht. Es werden wieder
alle
Register gezogen, um den Patienten zu öffnen und teilweise auch
die Emotionen
zu entlocken. Sehr spannend.
Im Anschluss an diese
Therapiestunden ist Einzeltherapie mit meiner Therapeutin. Diese dauert
weit
über die Zeit hinaus. Die Gespräche über meine Kindheit
und weiteres sind
wieder sehr aufschlussreich. Von meiner Seite wird angemerkt, dass mir
die
Entlassung am 25.03.2025 aus der Klinik gedanklich Probleme bereitet.
Es ist
gefühlt noch zu früh. In mir sitzt zu viel Angst und
weiß nicht wie es zu Hause
ohne im Moment feste Strukturen weiter geht. Es stellt sich mir die
Frage, bin
ich bis dahin in einer stabilen Verfassung oder ich zurück in ein
Tief?
Die Therapeutin
kümmert sich darum und wird mich zeitnah informieren.
Es wird am Abend noch
„Jonglieren“ angeboten. Ich werde das mitmachen. Mal sehen,
wofür ich das
gebrauchen kann.
Zuhause
angekommen
bin ich müde. Ich gehe früh zu Bett.
Donnerstag, der
13.03.2025
Ich habe sehr gut
geschlafen und bin ausgeruht. Die Welt heute ist für mich in
Ordnung. Beeilung
ist angesagt, denn um 8:10 Uhr steht „soziale Kompetenz“
an. Die Rücksprache über
den Disput vom Montag steht an. Ich habe dem Mitpatienten versprochen
zu
unterstützen, falls es notwendig wird. Die Rücksprache
verläuft nicht so wie
von mir erhofft. Irgendwas triggert mich und ich muss den Raum
kurzzeitig
verlassen. Aus einer Sitzung zu gehen ist für mich eine neue
Erfahrung. Draußen
an der frischen Luft ist Zeit tief durchzuatmen und die Gedanken zu
sortieren.
Ich kann mich
entspannen und zurück in die Sitzung gehen. Ich werde mich im
Anschluss daran
zum Malen in die Werkstatt zurückziehen. Denn am Nachmittag bleibt
keine Zeit,
da Kerngruppe ist.
In der Kerngruppe
komme ich gerade emotional wieder an meine Grenzen. Denn wieder
versucht eine
Patientin die Kontrolle über diese Runde zu bringen. Mich macht
das angespannt
und auch ein bisschen wütend. Ich verlasse den Raum und die Runde,
um mich zu beruhigen.
Die Stimmung in der Runde ist sehr angespannt, da es nicht nur mir so
geht. Aus
diesem Grund wird von der Therapeutin eine Alternative vorgeschlagen.
Es sollen
sich jeweils 2 Personen zusammenfinden und ein gegenseitiges Interview
führen.
Die Fragen des Interviews sind an mich selbst gestellt und beziehen
sich auf positive
Dinge früherer Zeit. Der Interviewpartner und Ich lernen uns
selbst besser
kennen und erfahren doch so einiges Spannendes. Da wieder miteinander
geredet
wird, entspannt und beruhigt mich. Leider ist die Zeit um und wie
verschieben
die Fertigstellung auf Samstag.
Dieser Tag
war sehr
anstrengend. Und wie so oft schon in dieser Klinikzeit gehe ich auch
heute früh
ins Bett.
Freitag, der
14.03.2025
Meine Stimmung ist
gut, und ich bin zufrieden. Nach dem Frühstück ist die
wöchentliche
Rückengymnastik im Plan. Heute Morgen ist außer der
Gymnastik nicht im Plan. So
bleibt viel Zeit, um andere Dinge zu machen. Malen, puzzeln oder auch
zeichnen.
Ich male wieder.

Nach dem Mittagessen geht es in
die Musiktherapie. Heute
geht es wie meistens darum unser Inneres anzusprechen. Das ist zwar
jedes Mal auch so, doch
heute geht es direkt und intensiv darum. Mit passender Musik (mein
Geschmack)
kümmern wir uns um unsere eigenen Bedürfnisse.
Bedürfnisse, wie „was gebe ich
mir“, was wünsche ich mir, was fordere ich, was nehme ich,
und was halte ich.
Bei „was gebe ich mir“ bin ich noch dabei. Doch bei
„was wünsche ich mir“ kommt
Trauer, Unverständnis und auch Wut über die frühere Zeit
in meinem Leben auf.
Es fließen Tränen bei mir und die Frage nach dem
„warum ist das so wie es jetzt
ist“ treibt mich um und zehrt an meiner Kraft und verbraucht
Energie.
Bis zu Abend plagen mich die Gedanken. Werde ich das alles
meistern, verarbeiten und damit umgehen können? Ich weiß es
nicht. Die Zeit
wird es zeigen.
Samstag,
der 15.03.2025
Gleich nach dem Frühstück werde ich mit der Mitpatientin
das Interview fertig führen. Die Fragen zeigen dem Gegenüber
einen sehr tiefen
persönlichen Einblick in mein Inneres. Auch umgekehrt erfahre ich
sehr viel
über das Gefühlsleben des anderen.
Es folgt die „Creativ Gruppe“. Es ist eine sehr kleine
Runde, weshalb es zu einer Gesprächsrunde bei dem jeder was ihm
auf dem Herzen
liegt, ansprechen kann. Es werden überwiegend Erfahrungen und
Gedanken aus den
anderen Gruppen wie „Musiktherapie“ oder „soziale
Kompetenz“ angesprochen. Was
macht das mit dem Körper und den Gefühlen, was bewirken
diese? Fragen welche
die Therapeutin versucht zu beantworten.
Die Samstagswanderung fällt von meiner Seite ins Wasser. Es
geht mit mental nicht gut. Daran wird auch die Wanderung nichts
ändern. Ich
warte auf das Ende des Therapietages.
Zuhause kann ich mich ein wenig
entspannen.
Nichtsdestotrotz bin ich müde und gehe früh ins Bett.
Sonntags wird Faulenzer-
Tag
Sechste Woche 17.03.2025 bis 22.03.2025
Montag, der
17.03.2025
Ich habe unruhig
geschlafen. Es hängt irgendwas in der Gedankenschleife. Ich
versuche mich zu
beruhigen und fahre in die Klinik. Das morgige Einzelgespräch wird
es klären.
Ich gehe heute Morgen malen. Wenn das nicht hilft, dann vielleicht der
Spaziergang am Nachmittag.
Gerade sechs Personen
sind zum Spaziergang eingetroffen. Zwei Stunden durch die Wälder
bringt die
Gedanken wieder auf Vordermann. Die Visite kann kommen.
Es wird in der Visite
nicht über meine Verlängerungswoche gesagt. Worauf ich dann
Nachfrage.
Dem Chefarzt ist bis
jetzt nichts bekannt. Ich werde das noch einmal bei meiner Therapeutin
ansprechen.
So geht ein
weiterer
Tag in der Klinik zu Ende. Die Anspannung vom Morgen ist zurück.
Dienstag, der
18.03.2025
Ich habe trotz der
Anspannung gut geschlafen. Es geht mir Gut und die Anspannung ist weg.
Einzelgespräch und
Kerngruppe und am Abend noch Qigong. Das ist mein heutiger Tag.
Das Einzelgespräch
zeigt auf, dass ich in unwohlen Situationen genau weiß, wie ich
damit oder
andere umgehen sollen, doch ich es für mich nicht umsetzten kann.
Dadurch
ergibt sich mir ein Lösungsansatz. In solchen Situationen
nachzudenken, wie ich
denn einen Freund dahingehend anraten würde zu handeln. Denn ich
habe die
Werkzeuge, nur kann ich diese nicht einsetzten.
Es heißt somit üben,
üben und nochmals üben. Das Einzelgespräch ist zu Ende.
Ich verabschiede mich
bis Morgen zum nächsten Einzelgespräch.
Über die
nachmittägliche Kerngruppe gibt es nichts Konkretes zu berichten.
Mittwoch, der
19.03.2025
Es geht mit sehr gut
und ich könnte Bäume ausreißen. Trotz des Tatendrangs
suche ich die Ruhe. Denn
es sollte doch auch möglich sein, die Rühe nicht nur in der
Anspannung und
Nervosität zu suchen und zu genießen.
Es sind nur fünf
Personen zum morgendlichen Spaziergang dabei. Mit diesem Spaziergang
ist laut
Terminplan der Morgen wieder frei.
Der Nachmittag
besteht nur aus einem Einzelgespräch. Es wird mir mitgeteilt, dass
die
Entlassung auf den Mittwoch, 02.04.2025 festgesetzt wurde. Ich bin
erleichtert
über diese Entscheidung. So kann ich die angesprochenen
Ängste wieder
beiseiteschieben.
Donnerstag, der
20.03.2025
Ich fühle mich gut.
Der Tag in der Klinik kann beginnen. Heute ist nur ein Termin. Die
Kerngruppe
am Nachmittag. Die Zeit davor und danach werde ich mit Malen gestalten.
 
In der
Kerngruppe
gibt es einen Vorfall, der mich in meiner psychisch um Wochen
zurückwirft. Auch
hier wieder, zum Schutz aller gehe ich nicht näher auf Details ein.
Ich hoffe es
beschäftigt mich nicht zu lange.
Freitag, der 21.03.2025
Es sollte mich noch
beschäftigen. Ich habe kaum geschlafen, bin niedergeschlagen und
fühlte mich an
den Anfang der Therapie zurückgeworfen. Ich will reden, um mich zu
beruhigen,
da meine Therapeutin heute nicht anwesend ist gehe ich zum Chefarzt, um
zu
reden.
Nach dem Gespräch mit
dem Chefarzt tut mit gut, doch an Therapien teilzunehmen, erscheint mir
der
jetzigen Verfassung für nicht möglich. Obwohl es mir langsam
wieder besser
geht, kreisen noch immer die Gedanken. Vorweg, das wird sich auch bis
abends
nicht ändern.
Gehe sehr früh ins
Bett, mal sehen, was der nächste Tag bringt.
Samstag, der 22.03.2025
Da heute Morgen keine
Termine anstehen, werde ich mein Bild fertigmalen.
Am
Nachmittag ist
dann noch die allseits mit Spannung erwartete Wanderung in die Natur
mit
anschließender PME- Stunde zur Entspannung.
Mit diesen
Aktivitäten und Geschehnissen endet eine weitere Klinikwoche und
ich freue mich
auf das Wochenende.
Siebte Woche 24.03.2025 bis 29.03.2025
Montag, der
24.03.2025
Ich bin müde die späte
Bettzeit machen mir zu schaffen. Es ist Montag und zum Glück ist
außer dem
2-stündigen Spaziergang und der Visite nichts auf dem Plan.
Ich widme mich in der
freien Zeit dem Zeichnen und Puzzeln.
Zur Visite trägt Heute nichts zum erzählen bei.
Dienstag, der
25.03.2025
Die Therapeuten der
Kerngruppe werden auf den Vorfall vom Donnerstag gewechselt.
Es wird das
vergangene aufgearbeitet, um dann wieder in das eigentliche
Tagesgeschäft der
Kerngruppe zurückzukehren. Es wird noch eine kurze Zeit mit den
neuen
Therapeuten über unsere Gruppenregeln gesprochen, dann ist auch
diese Zeit zu
Ende.
Auch im
Einzelgespräch wird das Thema der Kerngruppe noch kurz
nachbearbeitet.
Anschließend wird über meine Ängste und Nöte nach
dem Therapieende geredet. Es
ist beruhigend zu hören, dass ich das schon meistern werde, da ich
die
benötigten Werkzeuge habe und mittlerweile auch wisse diese
einzusetzen. In der
Zeit danach wird auch wie angesprochen, nicht alles auf Anhieb
funktionieren.
Doch auf diese Situationen bin ich wie mir versagt wird gut vorbereitet.
Noch ein
bisschen
Qigong und dann nach Hause.
Mittwoch, 26.03.2025
Ich
stehe sehr früh auf und bin noch müde, als ich mich auf den
Weg ins Klinikum
zum Frühstück mache. Nicht vergessen: Wiegen. Eine E-Mail am
Morgen bringt mich
erneut ins Grübeln. Was soll ich tun? Wie soll ich mich verhalten?
Ich werde
versuchen, das heute Morgen im Einzelgespräch zu klären.
Zunächst geht es aber zum Warm-up und anschließend zum
Spaziergang. Danach
folgt das Einzelgespräch. Von meiner Therapeutin erhalte ich
zunächst keine
direkte Hilfe. Doch ein kleines Rollenspiel öffnet mir ein wenig
die Augen und
bringt mich meiner Entscheidung oder Lösung ein Stück
näher.
Ich freue
mich sehr,
dass die Therapeutin der Musiktherapie eine Einzelstunde mit mir
ermöglicht
hat. Auch wenn ich weiß, dass diese Stunde emotional werden kann,
will ich mich
der Situation öffnen und die gebotene Unterstützung aufsaugen
wie ein Schwamm.
Es fließen erneut Tränen, als ich bestimmte Episoden aus
meinem Leben
anspreche. Doch es hilft mir, diese gemeinsam mit der Therapeutin zu
besprechen
und zu verarbeiten.
Ihr oft wiederholter Satz lautet: „Hören Sie auf Ihr
Inneres, prüfen Sie, ob
es Ihnen guttut und entscheiden Sie erst dann.“ Das klingt
einfach, ist es
für mich aber nicht.
Da es heute keine weiteren Termine gibt, widme ich mich noch ein wenig
dem
Zeichnen. Ein weiterer Tag im Klinikum geht zu Ende.
Donnerstag,
27.03.2025
Ich
habe sehr gut geschlafen und fühle mich richtig wohl. Laut
Terminplan steht
heute nur ein Programmpunkt an: die Kerngruppe. Diese dauert heute
lediglich 1¼
Stunde, da im Anschluss eine sogenannte Supervision für die
Therapeutinnen und
Therapeuten ansteht. Die Stunde ist wenig besonders und schnell vorbei.
Den
restlichen Tag verbringe ich mit Faulenzen und Malen.
Freitag, 28.03.2025
Trotz
ausreichendem Schlaf bin ich sehr müde. Nach dem
Frühstück steht
Rückengymnastik auf dem Plan. Es ist erstaunlich, welche Muskeln
man plötzlich
spürt. Das Frühstück im Magen macht es nicht gerade
leichter.
Meine Therapiezeit neigt sich langsam dem Ende zu, der Terminplan wird
immer
leerer. Heute steht noch die Musiktherapie an, das war’s dann
auch für heute.
Ich freue mich auf den Abend.
Samstag, 29.03.2025
Am
Morgen findet die Kreativgruppe statt. Die Therapeutin erzählt
eine Geschichte,
die verschiedene Alltagssituationen enthält. Wir sollen sie mit
unseren eigenen
Erfahrungen verknüpfen, um daraus etwas zu lernen. Ganz ehrlich:
Das ist nicht
so mein Ding.
Bis zum Mittagessen und auch danach ruhe ich mich aus. Wie jeden
Samstag
unternehmen wir anschließend eine kleine Wanderung in die
Umgebung der Klinik.
Die abschließende Progressive Muskelentspannung (PME) stimmt mich
auf ein
erholsames Wochenende ein.
Achte Woche: 31.03.2025 bis 03.04.2025
Montag, 31.03.2025
Die Therapie geht in die letzte Woche. Ich
bin schlapp, kraftlos und müde. Außer der Visite ist nur ein
Spaziergang
vorgesehen. Ich habe beschlossen, heute alle Aktivitäten, bis auf
die Visite
auszusetzen.
Keine Anstrengung heute.
Dienstag, 01.04.2025
Erster
April und keine Scherze. Ich bin müde, obwohl ich gut geschlafen
habe. Es ist
mein vorletzter Tag in der Klinik. Als kleine Wohltat bekomme ich heute
eine
Fangopackung. Ausgeruht und entspannt gehe ich anschließend in
die letzte
Kerngruppe.
Da viele neue Patientinnen und Patienten in die Kerngruppe
dazustoßen, werden diese zunächst
begrüßt und über die Gruppenregeln informiert. Die
Sitzung fällt heute aus
organisatorischen Gründen kürzer aus. Damit genug Zeit
für das Abschiedsritual
bleibt, werden nur kurz die Themen der Letzten Woche angeschnitten.
Für
meinen Abschied
hatte ich den Wunsch geäußert, dass die Therapeutin und
Mitpatienten einen
Gegenstand mitbringen, der sie an mich erinnert, verbunden mit einer
kurzen
Erläuterung, warum gerade dieser Gegenstand zu mir passt. Alle
Gegenstände hier
wiederzugeben, würde den Rahmen sprengen. Nur so viel: Es wurde
sehr emotional,
und auch bei mir flossen wieder Tränen. Ich werde die Menschen und
Erlebnisse
in der Klinik sehr vermissen.
Besonders die intensiven Gespräche und Aktivitäten mit
Mitpatienten waren
bereichernd. In den sieben Wochen habe ich einige von ihnen kennen- und
schätzen gelernt. Aus vielen Gesprächen sind echte
Freundschaften entstanden.
Doch auch hier heißt es Abschied nehmen. Einige werde ich
wiedersehen, andere
nicht. Mal sehen, was die Zukunft bringt.
Zu meiner
Freude hat
die Musiktherapeutin vor dem Mittagessen noch einen Einzeltermin mit
mir
eingeplant. Sie meinte, meine Geschichte sei noch nicht zu Ende
erzählt und sie
wolle den Rest hören, um mir vielleicht noch Hilfe anbieten zu
können. Wie
schon die Kerngruppe, ist auch diese Sitzung sehr emotional und
tränenreich.
Aber es ist ein gutes Gespräch, wertvoll und stärkend. Ich
werde es vermissen.
Nach dem
Mittagessen
findet das Abschlussgespräch statt. Leider wird es von einer
Vertretung
geführt, da meine Therapeutin auf Fortbildung ist, das
enttäuscht mich ein
wenig. Wir sprechen über die Zeit hier, über einzelne
Therapien, Erfahrungen
und Herausforderungen. Was nehme ich mit? Wie sehe ich meine Zukunft?
All das
wird in dieser Stunde reflektiert.
Ein ereignisreicher, emotionaler vorletzter Tag geht zu Ende.
Mittwoch, 02.04.2025
Ich
habe schlecht geschlafen und bin angespannt. Die Abschlussvisite beim
Chefarzt
und die spätere Verabschiedung von einigen Mitpatienten bringen
mich emotional
durcheinander.
Die Visite bringt für
mich nichts Neues. Es wird nachgefragt, wie es nach dem Aufenthalt in
der
Klinik für mich weitergeht: Habe ich eine Therapeutin? Habe ich
das Gefühl,
zurechtzukommen und mich gut vorbereitet zu fühlen?
Diese Fragen kann ich
zum jetzigen Zeitpunkt bejahen, ob es tatsächlich so kommt, wird
die Zeit
zeigen. Aber ich bin zuversichtlich.
Nach etwa zehn
Minuten ist das Gespräch beendet und damit auch meine Zeit in der
Klinik.
Die
Verabschiedung ist
alles andere als einfach, denn ich möchte weder die Zeit hier noch
die
Menschen, die ich kennenlernen durfte, missen.
Es geht nach Hause,
in der Hoffnung, dass ich mich dort wohlfühle und in eine
geregelte
Tagesstruktur zurückfinde. Ich werde das Zeichnen, Malen und
Spazieren gehen
beibehalten.
Donnerstag, der 03.04.2025
Tag 1 nach der
Klinik. Ich habe ausreichend und erholsam geschlafen, bin doch leicht
angespannt. Es läuft nicht viel heute. Zum einen genieße ich
es jetzt zuerst
einmal nicht in die Klink zu fahren. Zum anderen vermisse ich die
Menschen da.
Ich versuche, meine
Gedanken zu ordnen, um anschließend zur Ruhe zu kommen. Sollte
mir das nicht
gelingen, werde ich einen Spaziergang machen.
Doch ein Spaziergang
ist nicht nötig, die innere Anspannung löst sich von selbst.
Später am Tag habe
ich noch einen Termin bei meinem Hausarzt. Ich bin gespannt, wie er auf
meinen
aktuellen Zustand reagiert.
Er, ebenso wie ich, freut
sich darüber, dass die Therapie so gut angeschlagen hat, und zeigt
sich
optimistisch in Bezug auf meine weitere Entwicklung.
Wir sprechen noch ein
wenig über den Klinikaufenthalt, und schon ist auch dieser Termin
vorbei.
Der Tag war entgegen
meiner Erwartung nicht von innerer Unruhe und vielen Gedanken
begleitet,
sondern verlief ruhig und geordnet.
Neben all dem, kommen
mir auch Ideen für Bilder und Zeichnungen in den Kopf, die ich in
den nächsten
Tagen versuchen werde, aufs Blatt zu bringen.
Hiermit
beende ich die Dokumentation
Ich hoffe, dieses
Tagebuch konnte Euch einen kleinen Einblick in meine Gedankenwelt,
meinen
Klinikaufenthalt und die durchlaufenen Therapien geben. Solltet Ihr
noch Fragen
haben oder benötigt nähere Infos über die Klinik etc.,
könnt Ihr mich gerne per
E-Mail kontaktieren.
|